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Jürgen Klinsmann
Abtreten wenn´s am schönsten ist
© Torsten Silz/DDP
Will nicht länger oberster Team-Trainer sein: Jürgen Klinsmann
Das wird die Fußballnation nicht gerne hören: Laut Medienberichten wird Jürgen Klinsmann sein Amt als Bundestrainer aufgeben. Ein Nachfolger soll bereits feststehen.
Jürgen Klinsmann wird seinen Vertrag als Bundestrainer mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht verlängern. Das berichten übereinstimmend die "Bild"-Zeitung und die "Süddeutsche Zeitung". Die Nachfolge werde aller Voraussicht nach der bisherige Assistenztrainer Joachim Löw antreten. Beide Zeitungen verwiesen auf Informationen aus dem DFB-Präsidium.
Klinsmann soll bereits DFB-Präsident Theo Zwanziger in einem persönlichen Gespräch informiert haben. Auch Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack hat nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA von Klinsmanns ein Signal bekommen.
"Einige Tage Bedenkzeit erbeten"
Der Bundestrainer hatte sich nach dem dritten Platz bei der Heim- WM "einige Tage" Bedenkzeit erbeten und sich mit seiner Familie in ein geheimes Urlaubsquartier zurückgezogen. Sein engster Berater Roland Eitel hatte jedoch schon auf die Möglichkeit einer spontanen Entscheidung hingewiesen: "Jürgen kann morgen sagen, es ist ganz aus."
Angeblich liebäugelt Klinsmann damit, Nationaltrainer der USA zu werden. Ein entsprechendes Angebot sollen ihm die Amerikaner bereits unterbreitet haben.
Laut "Bild" hatten sich Zwanziger und Klinsmann im Schwarzwald zum persönlichen Gespräch getroffen - der DFB-Chef wollte Deutschlands beliebtesten unbedingt bis zur Euro 2008 oder sogar bis zur nächsten WM 2010 in Südafrika behalten. "Er kämpfte, doch er konnte das Jawort des Bundestrainers nicht gewinnen", berichtet das Blatt. Offensichtlich war es auch eine Entscheidung für die in Kalifornien lebende Familie, denn ein Umzug in seine deutsche Heimat kam für Klinsmann nie in Frage. Und die Belastung des ständigen Hin-und-Her-Fliegens über zwei oder gar vier Jahre wollte er nicht auf sich nehmen.
In Expertenkreisen hatten sich zuvor die skeptischen Stimmen zur Zukunftsentscheidung des Bundestrainers bereits gemehrt. "Man kann nur hoffen, dass Jürgen Klinsmann weitermacht. Ich fürchte nur, dass er nicht weitermacht", hatte Uli Hoeneß, der Sprecher des Arbeitskreises Nationalmannschaft der Bundesliga, erklärt. Der Bayern-Manager ist gewöhnlich bestens informiert über Interna im deutschen Fußball, der Kontakt zu DFB-Teammanager Oliver Bierhoff ist eng. Auch der deutsche Rekordmeister hatte in den späten Abendstunden von Klinsmanns Abschiedsgedanken gehört.
"Jetzt ist schlicht Erholung angesagt"
Bierhoff hatte sich nach einem Dankesbrief an alle Fans und WM- Beteiligten offensichtlich bereits intensiv mit dem "Fall Klinsmann" beschäftigt. Derweil hatten Klinsmann und Co-Trainer Löw über ihren Berater Eitel erklären lassen: "Jetzt ist schlicht Erholung angesagt."
Nach 34 Länderspielen und einer berauschenden Weltmeisterschaft soll nun Schluss sein. "Das ist nicht mehr zu toppen", hatte Klinsmann auf der großen Jubel-Party auf der Berliner Fanmeile bereits angedeutet, dass er sich nur noch schwer eine Steigerung der sportlichen Erfolgsgeschichte vorstellen kann.
Offen blieb, ob der Wahl-Amerikaner Klinsmann in weitere Zukunfts-Lösungen eingebunden werden könnte. "Man hat einen Einfluss auf die Weiterentwicklung", hatte er nach dem Spiel Platz 3 gesagt, unabhängig davon, ob er als Trainer weitermache. Bei einem neuen Projekt, das die EM 2008 als Nahziel und die WM 2010 als Fernziel umfassen würde, könnten nun der bisherige Co-Trainer Löw und U-21-Auswahlcoach Dieter Eilts das operative Geschäft führen.
DPA